Flugzeug Frauen im Cockpit

Vor 50 Jahren, im Jahr 1973, geschah etwas Großes in der Geschichte der Luftfahrt. American Airlines stellte die erste Frau als Pilotin ein und öffnete damit die Türen für eine neue Ära in der Flugbranche. Bonnie Tiburzi wurde zur Vorreiterin und ebnete den Weg für zahlreiche Frauen, die ihrem Traum folgen wollten, den Himmel zu erobern.

In diesem Artikel möchten wir die historische Bedeutung von Bonnie Tiburzi als erste Pilotin bei einer großen US-amerikanischen Fluggesellschaft hervorheben. Ihr bahnbrechender Erfolg markierte einen Meilenstein für die Gleichstellung der Geschlechter in der Luftfahrt. Wir werden ihre Erfahrungen, die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war, und ihren Einfluss auf die Gleichstellung der Geschlechter im Cockpit beleuchten. Tauche ein in eine Zeit vor einem halben Jahrhundert, als ein mutiger Schritt die Luftfahrtbranche für immer veränderte.

Headquarter von American Airlines

Die historische Bedeutung von Bonnie Tiburzi als erste Pilotin bei American Airlines

Bonnie Tiburzi Caputo erblickte als Bonnie Linda Tiburzi am 31. August 1948 in Connecticut das Licht der Welt. Bonnie wurde in eine Familie hineingeboren, die der Luftfahrt verbunden war. Ihr Vater war während des Zweiten Weltkriegs Pilot und nahm sie mit zwölf Jahren zum ersten Mal mit in die Lüfte. Bereits im Alter von zwanzig Jahren fungierte sie als Copilotin für eine Chartergesellschaft in Europa. Ihr Bruder Allen wiederum war der jüngste Pilot, der damals das größte Transportflugzeug, die erste Stretch DC-8, für Seaboard World Airlines flog. Im Jahr 1978 wurde er im Alter von 31 Jahren Kapitän auf diesem Flugzeug. Zudem war Bonnies Großvater der erste Mann in Schweden, der Flugzeugteile herstellte. Eine wahre Familienhistorie voller Fliegerleidenschaft und bahnbrechender Errungenschaften in der Luftfahrt!

Bonnie´s Werdegang als Pilotin begann, als sie 1967 die Flugschule besuchte und ihre private Pilotenlizenz erwarb. Tiburzi begann ihre Karriere in der Luftfahrtbranche als Fluglehrerin und Charterpilotin.

Schon immer wollte Tiburzi bei einer großen Fluggesellschaft als Pilotin arbeiten. Sie bewarb sich bei verschiedenen Airlines, erhielt jedoch zunächst Absagen, da diese in dieser Zeit meist nur Männer als Piloten einstellten. Doch Bonnie gab nicht auf und blieb beharrlich in ihrem Streben nach einem Job als kommerzielle Pilotin.

Schließlich bot sich ihr 1973 eine Chance bei American Airlines, einer der größten Fluggesellschaften der USA. Sie absolvierte erfolgreich alle erforderlichen Tests, die sowohl theoretische Kenntnisse als auch praktische fliegerische Fähigkeiten umfassten. Ihre außergewöhnliche Begabung und ihre entschlossene Hingabe zur Luftfahrt beeindruckten die Verantwortlichen bei American Airlines.

Trotz der damaligen Geschlechtervorurteile entschied sich das Unternehmen, Tiburzi als Copilotin für ihre Boeing 727-Flotte einzustellen. Mit dieser Entscheidung wurde Bonnie Tiburzi zur ersten weiblichen Pilotin bei American Airlines und eröffnete somit den Weg für zukünftige Generationen von Pilotinnen. Nach 26 Jahren beendete sie ihre Tätigkeit bei AAL und ging 1999 in den Ruhestand. Tiburzi war auch die erste Frau, die ein Rating als Flugingenieurin erlangte.

Flugzeug Cockpit

Die Herausforderungen und Vorurteile, mit denen Bonnie Tiburzi konfrontiert wurde

Bonnie Tiburzi stand als Pionierin vor enormen Herausforderungen und Vorurteilen, als sie sich als erste Pilotin bei American Airlines behauptete. Obwohl sie außergewöhnliche fliegerische Fähigkeiten und die erforderliche Ausbildung besaß, musste sie sich mit tief verwurzelten Vorurteilen und Stereotypen auseinandersetzen, die Frauen im Cockpit entgegengebracht wurden.

Tiburzi wurde vor allem mit den Erwartungen der Gesellschaft konfrontiert, die bestimmte Geschlechterrollen und -normen in Frage stellten. Trotz der anfänglichen Faszination für die Aufmerksamkeit, die mit ihrem einzigartigen Status einherging, bemerkte Tiburzi bald, dass sie in eine „Zwickmühle“ geraten war: „Am Anfang war es großartig, die erste Frau zu sein, die von einer großen Fluggesellschaft eingestellt wurde. Ich war Single und traf viele Männer. Sie luden mich ein, weil ich etwas Besonderes war. Ich wurde bei gesellschaftlichen Veranstaltungen zur Schau gestellt, und ich wurde bald müde davon.“

Die traditionelle Vorstellung, dass Frauen sich auf andere Bereiche wie das Kabinenpersonal oder Bürotätigkeiten in der Luftfahrt beschränken sollten, stellte eine bedeutende Hürde dar, die Tiburzi überwinden musste.

Tiburzi wurde oft skeptisch beäugt und kritisch beurteilt, meistens allerdings von Passagieren. Einige Leute beschuldigten sie, einem Mann den Arbeitsplatz wegzunehmen. „Die meisten Piloten waren wunderbar und unterstützend“, sagte sie. Sie musste sich mit unfairen Vergleichen und einem erhöhten Leistungsdruck auseinandersetzen, um ihre Fähigkeiten und ihr Können zu beweisen. Doch sie ließ sich von diesen Hindernissen nicht entmutigen und arbeitete hart daran, ihre Ziele zu erreichen. Trotz all dieser Herausforderungen blieb Bonnie Tiburzi stark und beharrlich. Sie konzentrierte sich auf ihre Leidenschaft für das Fliegen und ignorierte die negativen Vorurteile, die ihr begegneten. Ihre Entschlossenheit und ihre Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden, inspirierten nicht nur ihre Kolleginnen, sondern auch zukünftige Generationen von Pilotinnen.

Frau in der Flugbranche

Die Auswirkungen von Tiburzis Einstellung auf die Flugbranche und die Gleichstellung der Geschlechter

Die Einstellung von Bonnie Tiburzi bei American Airlines hatte weitreichende Auswirkungen auf die Flugbranche und die Gleichstellung der Geschlechter. Ihr mutiger Schritt, die traditionellen Grenzen zu überwinden und als erste Pilotin bei einer großen US-amerikanischen Fluggesellschaft zu arbeiten, ebnete den Weg für eine Veränderung in der Luftfahrtindustrie.

Tiburzis Einstellung brachte der Flugbranche eine neue Perspektive und eröffnete den Blick auf das immense Potenzial von Frauen im Cockpit. Sie bewies, dass Geschlecht kein Hindernis für exzellente fliegerische Leistungen und Verantwortung im Cockpit darstellt. Durch ihre Erfolge brachte sie den Beweis, dass Frauen ebenso in der Lage sind, Flugzeuge sicher zu steuern und herausfordernde Situationen zu meistern.

Ihr Einfluss auf die Gleichstellung der Geschlechter in der Luftfahrt war enorm. Tiburzis Pionierarbeit inspirierte viele junge Frauen, ihre Leidenschaft für das Fliegen zu verfolgen und eine Karriere im Cockpit anzustreben. Sie ermutigte sie dazu, sich nicht von Vorurteilen und Stereotypen entmutigen zu lassen und ihren Träumen zu folgen. Dank Tiburzis Einstellung begann die Flugbranche, ihre Denkweise zu ändern und die Vielfalt im Cockpit anzuerkennen. Die Einstellung von Pilotinnen wurde allmählich zur Norm, und immer mehr Fluggesellschaften erkannten den Wert und die Fähigkeiten von Frauen als Pilotinnen an. Tiburzis Erfolg inspirierte andere Fluglinien, ähnliche Initiativen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter zu ergreifen.

Heute sind Frauen in der Luftfahrtindustrie in viel größerer Zahl vertreten als vor 50 Jahren. Sie bekleiden Positionen als Pilotinnen, Flugingenieurinnen, Fluglotsinnen und in vielen anderen Bereichen der Luftfahrt. Dieser Wandel wurde durch den mutigen Schritt von Bonnie Tiburzi vorangetrieben, der die Türen öffnete und das Bewusstsein für die Bedeutung von Geschlechtervielfalt im Cockpit schärfte.

Flugzeuge von American Airlines im Terminal

Die Karriere von Bonnie Tiburzi nach ihrer Zeit bei American Airlines

Während ihrer Karriere hat Tiburzi mehrere Auszeichnungen in der Luftfahrt erhalten. Im Jahr 1980 wurde ihr der Amelia Earhart Award verliehen und 1974 erhielt sie den Amita Award als herausragende italienisch-amerikanische Persönlichkeit des Jahres.

In den Jahren 1981 bis 1983 organisierte und leitete sie die Produktion von drei „Women of Accomplishment“ Award Luncheons für den Wings Club, Inc. in New York City. Diese besonderen Veranstaltungen dienten der Ehrung herausragender Frauen aus verschiedenen Bereichen, die wichtige Rollen in der Gesellschaft einnahmen. Die Liste der Geehrten umfasste beeindruckende Persönlichkeiten wie die Schauspielerin Polly Bergen, die Rennfahrerin Janet Guthrie, die TV-Moderatorin Jane Pauley, die Feministin und Autorin Betty Friedan, Rabbi Sally Priesand, die Schauspielerin und Sprecherin Maureen O’Hara, Moya Lear von Lear Aircraft Company, Faith Stewart vom Television Workshop – Gordon, Opernsängerin Anna Moffo und Muriel Siebert, Superintendent of Banks, New York State.

Als Anerkennung für ihre herausragende Leistung und ihr Engagement erhielt Tiburzi den „Chairman’s Award for Outstanding Programming Service of the Year“.

Darüber hinaus initiierte sie die Schaffung der „Informationsbank“ – ein Netzwerksystem für die International Society Of Women Airline Pilots, das dazu diente, die Karriereaussichten zukünftiger Pilotinnen zu fördern.

Bonnie Tiburzi war auch eine gefragte Gastrednerin an verschiedenen Schulen, Hochschulen und privaten Clubs, darunter die Federal Aviation Association, die Ninety Nines, das Smithsonian Air & Space Museum und der Wings Club. 1986 schrieb Tiburzi ihre Autobiografie Takeoff: The Story of America’s First Woman Pilot for a Major Airline. Ihr Ehemann und sie leben zurzeit in New York City und haben zwei erwachsene Kinder.

Mädchen spielt mit Spielzeugflugzeug

Aktuelle Situation und Fortschritte in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter in der Flugbranche

Die Situation in Bezug auf die Geschlechtervielfalt in den Cockpits ist nach wie vor unbefriedigend: Nur knapp 6 Prozent der Piloten sind Frauen, während 94 Prozent Männer sind, wie eine Auswertung der International Society of Women Airline Pilots im Jahr 2021 zeigt.

Indien führt das Ranking mit dem höchsten Frauenanteil am Steuer von Flugzeugen an, mit 12,4 Prozent. Deutschland liegt bei 6,9 Prozent, , der weltweite Durchschnitt liegt bei 5,8 Prozent. Die Auswertung unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Fluggesellschaften, darunter klassische Airlines, Billigflieger, Regionalfluggesellschaften und Cargoairlines. Der Anteil der Pilotinnen ist bei den Regionalfluggesellschaften mit durchschnittlich 6,4 Prozent weltweit am höchsten.

Trotzdem hat sich in den letzten Jahrzehnten das Bewusstsein für die Bedeutung von Geschlechtervielfalt und Chancengleichheit in der Luftfahrtindustrie erheblich erhöht. Fluggesellschaften, Verbände und Organisationen setzen verstärkt Maßnahmen und Programme ein, um mehr Frauen für den Pilotenberuf zu gewinnen und ihre Karriereentwicklung zu fördern.

Viele Fluggesellschaften haben gezielte Rekrutierungsinitiativen gestartet, um den Anteil von Pilotinnen in ihren Cockpits zu erhöhen. Sie setzen sich aktiv für die Förderung von Frauen in der Luftfahrtbranche ein, indem sie gezielt Stellen für weibliche Pilotenanwärterinnen ausschreiben und spezielle Programme zur Unterstützung und Weiterbildung anbieten.

Zusätzlich dazu haben einige Länder und Flugschulen spezielle Stipendien und Finanzierungsmöglichkeiten für angehende Pilotinnen eingeführt, um den finanziellen Aufwand für die Ausbildung zu erleichtern und mehr Frauen dazu zu ermutigen, eine Pilotenkarriere anzustreben.

Ein weiterer wichtiger Fortschritt liegt in der Schaffung von Netzwerken und Plattformen für Frauen in der Luftfahrt. Hier können Pilotinnen Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig unterstützen und Mentorinnen finden, die sie auf ihrem beruflichen Weg begleiten. Solche Netzwerke bieten eine wertvolle Unterstützung und können dazu beitragen, das Selbstbewusstsein von Frauen in der männlich geprägten Luftfahrtbranche zu stärken.


Fazit

Die Einstellung von Bonnie Tiburzi vor 50 Jahren bei American Airlines hatte eine transformative Wirkung die Gleichstellung der Geschlechter in der Flugbranche. Als erste Pilotin bei einer großen US-amerikanischen Fluggesellschaft zu arbeiten, veränderte grundlegend die Wahrnehmung von Frauen im Cockpit. Tiburzis Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge haben eine nachhaltige Veränderung in der Luftfahrtindustrie bewirkt.

Ihre Geschichte zeigt, dass Frauen mit Leidenschaft, Talent und Entschlossenheit herausragende Pilotinnen sein können. Bonnie Tiburzi inspirierte junge Frauen und Fluggesellschaften, Chancengleichheit zu fördern und Frauen vermehrt in Führungspositionen im Cockpit einzusetzen. Ihr Einfluss war wegweisend für eine vielfältigere und inklusivere Flugbranche.

Die Auswirkungen von Tiburzis Einstellung sind auch heute noch spürbar. Die Branche arbeitet aktiv daran, Gleichstellungspolitiken und -maßnahmen zu implementieren. Es gibt eine verstärkte Sensibilisierung für die Bedeutung von Geschlechtervielfalt und die Förderung von Frauen in der Flugbranche.

Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, und es ist entscheidend, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Individuen, Organisationen und die Gesellschaft insgesamt müssen sich weiterhin für die Gleichstellung der Geschlechter in der Luftfahrt einsetzen. Für Chancengleichheit in der Flugbranche sind gemeinsame Anstrengungen nötig, damit das Geschlecht keine Rolle mehr spielt. Nur durch diese gemeinsame Arbeit können wir eine inklusive und gerechte Branche schaffen.

Erfahre mehr über die Geschichte der Luftfahrt in diesem Artikel.

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Weiterführende Links

https://www.welt.de/reise/gallery119613774/Ueber-den-Wolken-Frauen-erobern-das-Cockpit.html

https://www.stern.de/digital/technik/amelia-earhart—raetsel-um-den-tod-der-flugpionierin-geloest-7891938.html

https://airandspace.si.edu/explore/stories/wright-brothers