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Ein medizinischer Notfall im Flugzeug kann für alle an Bord eine stressige Situation sein. In der Luft, weit entfernt von medizinischer Hilfe und mit begrenzten Ressourcen, zählt jede Minute. Genau deshalb ist es wichtig zu wissen, wie Du Dich in einem solchen Fall verhalten solltest und welche Maßnahmen die Crew ergreift.

Ob plötzlich auftretende Herz-Kreislauf-Probleme, Atembeschwerden oder allergische Reaktionen – medizinische Notfälle im Flugzeug sind leider keine Seltenheit. Zum Glück verfügen die meisten Airlines über spezielle Notfallausrüstung und geschultes Personal, das in kritischen Momenten sofort handelt. Manchmal ist sogar eine Notlandung erforderlich, um schnellstmöglich professionelle Hilfe zu gewährleisten.

In diesem Artikel erfährst Du, was in einem medizinischen Notfall an Bord zu tun ist, welche Ausrüstung in den meisten Flugzeugen vorhanden ist und ob Du bei einer Notlandung möglicherweise Anspruch auf Entschädigung hast.

Medizinischer Notfall im Flugzeug Comic Style Bild

Häufige medizinische Notfälle an Bord

Nach Angaben der Lufthansa tritt weltweit etwa alle zwölf Minuten ein medizinischer Notfall im Flugzeug auf. Gründe dafür sind das zunehmende Durchschnittsalter der Passagiere und die steigende Zahl an Reisenden mit Vorerkrankungen. Hinzu kommen die besonderen Belastungen eines Flugs: Reisestress, niedriger Umgebungsdruck, trockene Kabinenluft, Zeitverschiebung und die oft eingeschränkten Platzverhältnisse. Diese Faktoren können die Gesundheit an Bord zusätzlich beanspruchen und Beschwerden begünstigen.

Herz-Kreislauf-Beschwerden gehören zu den häufigsten medizinischen Notfällen im Flugzeug. Auch neurologische, gastrointestinale und respiratorische Probleme treten häufig auf, etwa in Form von Schwindel, Ohnmacht, Atemnot oder Magen-Darm-Beschwerden. Glücklicherweise verlaufen die meisten dieser Notfälle relativ harmlos und können oft mit der Bordausstattung behandelt werden. Auch allergische Reaktionen kommen vor – ob durch bestimmte Lebensmittel oder andere Substanzen an Bord. Hier ist schnelles Handeln entscheidend, um schlimmere Symptome zu vermeiden.

Sofortmaßnahmen für Passagiere und Crew bei einem medizinischen Notfall

Wenn im Flugzeug ein medizinischer Notfall auftritt, sind schnelle und gezielte Maßnahmen wichtig, um die Situation zu stabilisieren. Passagiere und Crew sollten dabei wie folgt vorgehen:

  1. Ruhe bewahren und die Crew informieren
    Als Passagier ist es entscheidend, bei einem medizinischen Notfall im Flugzeug ruhig zu bleiben und sofort die Crew zu informieren. Die Flugbegleiter sind speziell für Notfälle geschult und wissen, wie sie die ersten Maßnahmen einleiten können. Sie beurteilen die Situation und entscheiden über den weiteren Ablauf.
  2. Erste Hilfe durch die Crew
    Die Crew ist ausgebildet, um in medizinischen Notfällen Erste Hilfe zu leisten. Sie nutzt die Notfallausstattung an Bord, wie Erste-Hilfe-Sets, Sauerstoffmasken und in vielen Fällen auch einen Defibrillator, um den betroffenen Passagier zu stabilisieren. Bei Bedarf wird auch medizinisches Fachpersonal unter den Passagieren aufgerufen.
  3. Prüfen, ob medizinische Fachkräfte an Bord sind
    Flugbegleiter fragen oft über die Bordlautsprecher, ob medizinisches Personal an Bord ist, das Hilfe leisten kann. Falls Ärzte oder Rettungskräfte unter den Passagieren sind, kann dies eine wertvolle Unterstützung darstellen. Das medizinische Fachpersonal stellt sich bei der Crew vor und holt die Einwilligung des Patienten ein, bevor es mit der Behandlung beginnt.
  4. Absprache mit dem Cockpit
    Die Crew informiert den Piloten über die Schwere des medizinischen Notfalls, sodass dieser in Absprache mit der Crew und gegebenenfalls mit Ärzten am Boden über eine mögliche Notlandung entscheiden kann. Der Pilot berücksichtigt dabei die Schwere der Situation sowie die aktuelle Flugroute und mögliche nahegelegene Flughäfen.
  5. Vorbereitung auf eine Notlandung (falls erforderlich)
    In extremen Fällen, wenn das Leben des Passagiers in Gefahr ist, kann der Pilot eine Notlandung veranlassen. Die Crew bereitet sich und die Passagiere auf die Landung vor, um eine sichere und schnelle medizinische Versorgung am Boden zu gewährleisten.
Medizinische Geräte im Flugzeug Comic Style Bild

Entschädigung bei einer Notlandung aufgrund eines medizinischen Notfalls

Bei einer Notlandung aufgrund eines medizinischen Notfalls stellt sich oft die Frage nach der Entschädigung. Laut EU-Recht gelten solche Notfälle als „außergewöhnliche Umstände“, da die Fluggesellschaft keinen Einfluss darauf hat. Daher sind Airlines in solchen Fällen nicht verpflichtet, eine reguläre Entschädigung für Flugverspätungen oder -ausfälle zu zahlen. Dennoch können für betroffene Passagiere zusätzliche Kosten entstehen, etwa für Verpflegung, Unterkunft oder alternative Transportmöglichkeiten.

Falls Du durch eine Notlandung unerwartete Zusatzkosten hattest, unterstützen wir von Passengers friend Dich dabei, diese Ansprüche geltend zu machen. Auch wenn eine direkte Entschädigung oft ausgeschlossen ist, stehen Dir möglicherweise Erstattungen für bestimmte Ausgaben zu. Unser Team kennt die Regelungen genau und setzt sich für Deinen Anspruch ein.

Ausstattung und Notfallmedizin an Bord

Flugzeuge sind für medizinische Notfälle gut ausgerüstet, um schnelle Erste Hilfe leisten zu können, bis professionelle medizinische Versorgung am Boden verfügbar ist. Die Ausstattung variiert je nach Fluggesellschaft und Flugzeugtyp, doch bestimmte Notfallgeräte und medizinische Kits sind in den meisten Maschinen vorhanden.

1. Erste-Hilfe-Kasten und medizinische Kits


Die meisten Flugzeuge verfügen über einen Erste-Hilfe-Kasten sowie spezielle medizinische Kits, die auf Notfälle zugeschnitten sind. Diese enthalten grundlegende Hilfsmittel wie Verbände, Desinfektionsmittel und Schmerzmittel, die von der Crew im Bedarfsfall genutzt werden können. Einige Kits bieten darüber hinaus spezielle Medikamente, die nur von medizinischem Fachpersonal unter den Passagieren angewendet werden dürfen.

2. Sauerstoffmasken und Sauerstoffflaschen


Sauerstoffmangel ist häufig ein Problem bei medizinischen Notfällen im Flugzeug, insbesondere für Passagiere mit Atemwegserkrankungen. Flugzeuge sind daher mit tragbaren Sauerstoffflaschen ausgestattet, die bei Atemnot zum Einsatz kommen. Flugbegleiter können diese Flaschen rasch bereitstellen und bei Bedarf den Sauerstoffzufluss anpassen, um die Atmung zu stabilisieren.

3. Defibrillator (AED)


Bei schwerwiegenden Notfällen wie einem Herzstillstand kann der automatische externe Defibrillator (AED) lebensrettend sein. Die meisten Airlines haben diesen im Notfallset an Bord, und die Crew ist im Umgang mit dem Gerät geschult. Ein AED analysiert den Herzrhythmus und gibt, falls nötig, einen elektrischen Impuls ab, um das Herz wieder in Gang zu bringen.

4. Blutdruckmessgerät und Pulsoximeter


Einige Flugzeuge sind mit einem Blutdruckmessgerät und einem Pulsoximeter ausgestattet, um den Gesundheitszustand von Passagieren bei einem medizinischen Notfall im Flugzeug besser einschätzen zu können. Diese Geräte helfen, den Sauerstoffgehalt im Blut und den Blutdruck zu überwachen und liefern wichtige Informationen, falls ein Arzt an Bord Unterstützung leistet.

5. Zugang zu medizinischem Fachpersonal am Boden


In Notfällen kann die Crew über Funk oder Satellit Verbindung mit Ärzten am Boden aufnehmen, die die Crew beraten und bei der Entscheidung für eine Notlandung unterstützen. Dies hilft, die bestmögliche Versorgung für den betroffenen Passagier zu gewährleisten.

Mit dieser Ausstattung und den geschulten Crewmitgliedern können Flugzeuge auf viele medizinische Notfälle vorbereitet reagieren. Trotzdem bleibt der Handlungsspielraum eingeschränkt, weshalb es bei ernsthaften Notfällen oft besser ist, eine Notlandung einzuleiten, um rasch professionelle medizinische Hilfe zu erhalten.

Kommunikation über Notlandung im Flugzeug Comic Style

Notfallhelfer im Himmel und am Boden

Einige Fluggesellschaften setzen auf die Unterstützung medizinischer Fachkräfte, indem sie spezielle Bonusprogramme für Ärzte anbieten. Ein Beispiel ist das „Arzt-an-Bord-Programm“ der Lufthansa, bei dem bereits über 11.000 Ärzte registriert sind. Auch das IATA Flying-Medical-Doctor-Programm bietet Ärzten Anreize, sich an Bord zur Verfügung zu stellen. Diese Programme ermöglichen es medizinischem Personal, im Notfall Hilfe zu leisten, und bieten als Gegenleistung Benefits wie Bonusmeilen und Ticketgutscheine. Darüber hinaus profitieren die teilnehmenden Ärzte von speziellen Workshops zur Flug- und Notfallmedizin, um die besonderen Anforderungen an Bord besser einschätzen zu können. Daher ist in vielen Fällen ein Arzt an Bord, der im Notfall schnell eingreifen kann.

Zusätzlich greifen Flugbegleiter einiger Airlines auf Unterstützung durch ärztlich besetzte Callcenter am Boden zurück, wie MedAire, SOS International oder MedLink. Diese medizinischen Teams bieten Beratung bei der Notversorgung an Bord und helfen bei Entscheidungen in Notfallsituationen. In Absprache mit dem Piloten und der Crew wird gemeinsam über den Ernst der Lage entschieden und ob eine Notlandung erforderlich ist, um eine bestmögliche Versorgung des Passagiers sicherzustellen.

Kommunikation und Entscheidung über eine Notlandung

Bei einem medizinischen Notfall im Flugzeug ist die richtige Kommunikation zwischen Crew, Cockpit und medizinischem Personal entscheidend. Sobald ein Notfall gemeldet wird, informiert die Crew den Piloten über die Situation und die Schwere des Vorfalls. Gemeinsam mit der Crew und gegebenenfalls einem Arzt an Bord, wird der Gesundheitszustand des Passagiers beurteilt. Der Pilot hat zudem die Möglichkeit, medizinische Fachkräfte am Boden über Callcenter wie MedLink oder MedAire zu kontaktieren. Diese Spezialisten unterstützen bei der Einschätzung und geben der Crew Anweisungen, wie der Patient bestmöglich stabilisiert werden kann.

Falls der Notfall schwerwiegend ist und das Leben des Passagiers gefährdet scheint, kann der Pilot eine Notlandung einleiten. Dabei wird der nächstgelegene Flughafen angeflogen, um eine schnelle, professionelle Versorgung am Boden sicherzustellen. Die Entscheidung hängt dabei von Faktoren wie dem Gesundheitszustand des Passagiers, der verbleibenden Flugzeit und der Entfernung zum nächsten Flughafen ab. Die Crew bereitet Passagiere und Kabine auf die Zwischenlandung vor und sorgt dafür, dass alle Beteiligten sicher und schnellstmöglich Hilfe erhalten.


Fazit

Ein medizinischer Notfall im Flugzeug ist eine Situation, die schnelles und koordiniertes Handeln erfordert – sowohl von der Crew als auch von Passagieren und gegebenenfalls medizinischem Fachpersonal an Bord. Durch die spezielle Notfallausstattung und die enge Zusammenarbeit mit Ärzten am Boden sind Airlines gut vorbereitet, um in kritischen Momenten Unterstützung zu leisten. Doch nicht immer reicht die Hilfe an Bord aus, und eine Notlandung kann nötig sein, um eine sichere und schnelle Versorgung zu gewährleisten.

Auch wenn Passagiere im Falle einer medizinischen Notlandung meist keinen Anspruch auf finanzielle Entschädigung haben, kann es sinnvoll sein, sich über Reiseversicherungen abzusichern, die unvorhergesehene Kosten abdecken. Mit dem Wissen um die Abläufe und möglichen Maßnahmen bei einem Notfall bist Du auf Deine nächste Flugreise gut vorbereitet und weißt, dass die Crew alles tun wird, um die Sicherheit an Bord zu gewährleisten.

Gibt es Probleme bei Deiner nächsten Flugreise? Dann wende Dich an das Team von Passengers friend! Wir helfen Dir, Deine Fluggastrechte durchzusetzen.