Mann verzweifelt am Laptop

Du kennst es sicher: Das stundenlange Durchforsten von Flugportalen, das Warten auf den perfekten Buchungszeitpunkt, das Jonglieren mit Abflugdaten – all das in der Hoffnung, das günstigste Flugticket zu ergattern. Dieses Szenario ist für viele Reisende ein vertrautes Ritual, geprägt von dem Glauben, dass es irgendwo da draußen einen unentdeckten Trick gibt, um bei der Flugbuchung kräftig zu sparen. Doch wie eine neue Studie der Berkeley-Universität nun offenlegt, könnte all diese Mühe weitgehend umsonst sein.

Die Studie, geleitet von Olivia Natan, Assistenzprofessorin für Marketing an der Haas School of Business, räumt mit vielen der gängigen Ratschläge und vermeintlichen Geheimtipps auf, die wir bei der Jagd nach dem billigsten Flugticket zu kennen glauben. Ihre Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Dynamik der Flugpreisgestaltung und fordern uns auf, unsere bisherigen Annahmen zu überdenken. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf diese Studie und ihre Implikationen – und entdecken dabei, warum die verbissene Suche nach dem günstigsten Ticket vielleicht mehr Zeitverschwendung ist, als wir bisher angenommen haben.

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Die Berkeley-Studie entlarvt: Wahrheit über Flugpreis-Mythen

An der renommierten Berkeley-Universität in Kalifornien hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Olivia Natan eine Studie durchgeführt, die unsere gängigen Vorstellungen von der Flugbuchung auf den Kopf stellt. Die Studie mit dem Titel „Organizational Structure and Pricing: Evidence from a Large U.S. Airline“ wurde jüngst in „The Quarterly Journal of Economics“ veröffentlicht und liefert aufschlussreiche Erkenntnisse darüber, wie Flugpreise tatsächlich festgelegt werden.

Eines der zentralen Ergebnisse der Studie ist die Erkenntnis, dass viele der populären Strategien und Tipps, die Reisenden oft empfohlen werden, um günstigere Flugpreise zu finden, kaum Einfluss auf den tatsächlichen Ticketpreis haben. So macht es zum Beispiel keinen Unterschied, ob Tickets an einem bestimmten Wochentag gebucht werden, ob man im Inkognitomodus surft oder sogar ein VPN nutzt, um eine geringere Kaufkraft vorzutäuschen. Dies widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass Verbraucher durch geschickte Strategien signifikante Rabatte erzielen können.

Natan und ihr Team decken auf, dass die Preisgestaltung der Fluggesellschaften weniger flexibel ist, als es den Anschein hat. Überraschend ist auch die Feststellung, dass Airlines kaum auf Preissenkungen der Konkurrenz reagieren und die Effekte der Substitution – also die Entscheidung der Verbraucher für günstigere, aber weniger bequeme Flugoptionen – weitgehend ignorieren. Interessant ist zudem die Erkenntnis, dass die sogenannten Substitutionseffekte – also die Entscheidung der Verbraucher:innen für günstigere, aber weniger bequeme Flugzeiten – von den Airlines bei der Preisfestsetzung kaum berücksichtigt werden.

All diese Erkenntnisse stellen die Wirksamkeit vieler gängiger „Geheimtipps“ zur Flugbuchung in Frage und unterstreichen die Komplexität hinter den Preismechanismen, die weit über das hinausgehen, was auf den ersten Blick sichtbar ist.

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Die Realität der Flugpreisbildung

In der Welt der Luftfahrt ist die Preisbildung von Flugtickets weit komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Die Studie von Olivia Natan offenbart, dass weder die Reaktion auf Konkurrenzpreise noch die Berücksichtigung von maßgebliche Faktoren in der Preisgestaltung der Fluggesellschaften sind. Dies widerspricht der landläufigen Meinung, dass Fluggesellschaften in einem ständigen Wettbewerb um die niedrigsten Preise stehen.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass die internen Prozesse der Fluggesellschaften oft zu inkonsistenten Preisen führen können. So kommt es vor, dass die verschiedenen Abteilungen innerhalb einer Fluggesellschaft – etwa das Preisteam und das Planungsteam – nicht vollständig koordiniert sind, was zu unterschiedlichen Preisfestsetzungen führt. Diese fehlende Abstimmung kann dazu führen, dass die Preise scheinbar willkürlich erscheinen und die Verbraucher:innen verwirren.

Diese Erkenntnisse zeigen, dass die Preisbildung bei Flugtickets nicht einfach eine Reaktion auf Marktbedingungen oder Verbraucherverhalten ist, sondern vielmehr das Ergebnis komplexer interner Strukturen und Strategien innerhalb der Fluggesellschaften. Für Reisende bedeutet dies, dass der Versuch, das System zu „outsmarten“, indem man sich auf vermeintliche Buchungstricks verlässt, wahrscheinlich nicht den gewünschten Erfolg bringen wird. Stattdessen ist es vielleicht ratsamer, sich auf die grundlegenden Aspekte der Flugbuchung zu konzentrieren, wie etwa die frühzeitige Buchung und die Flexibilität bei den Reisedaten.

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Was bedeutet das für Reisende?

Angesichts der Erkenntnisse aus der Studie der Berkeley-Universität stellt sich die Frage: Wie sollten Reisende nun ihre Flugbuchungen angehen? Das zentrale Ergebnis der Forschung legt nahe, dass die Suche nach dem ultimativen Buchungstrick oder dem perfekten Zeitpunkt, um die niedrigsten Preise zu erzielen, weitgehend erfolglos ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass Reisende bei der Buchung ihrer Flüge völlig machtlos sind.

Einer der konkretesten und wirksamsten Tipps, die aus der Studie hervorgehen, ist die Empfehlung, nicht bis zur letzten Minute zu warten. Wie Olivia Natan klarstellt, steigen die Preise in der Regel 21, 14 und insbesondere 7 Tage vor dem Flugdatum deutlich an. Daher ist es ratsam, Flugtickets gut im Voraus zu buchen.

Darüber hinaus bleibt Flexibilität ein Schlüssel zum Finden günstiger Flugoptionen. Die Bereitschaft, bei den Reisedaten und -zeiten flexibel zu sein, kann zu deutlich günstigeren Angeboten führen. Auch wenn es keine magische Formel für die niedrigsten Preise gibt, können Reisende durch die Kombination von frühzeitiger Buchung und Flexibilität bei ihren Reiseplänen immer noch Einsparungen erzielen.


Fazit

Die überraschende Studie der Berkeley-Universität hat viele der gängigen Annahmen und Mythen rund um die Buchung von den günstigsten Flugtickets entlarvt und uns dazu angeregt, unsere Ansätze bei der Flugsuche zu überdenken. Die Erkenntnis, dass beliebte Taktiken und vermeintliche Insider-Tipps wenig Einfluss auf die tatsächlichen Flugpreise haben, ist sowohl ernüchternd als auch befreiend. Sie befreit uns von dem Druck und der Frustration, ständig nach dem perfekten Buchungszeitpunkt oder dem geheimen Trick zu suchen, der uns die günstigsten Flüge verspricht.

Stattdessen legt die Studie nahe, dass ein einfacherer, direkterer Ansatz bei der Flugbuchung der Schlüssel sein könnte. Indem wir uns auf das Wesentliche konzentrieren – frühzeitig buchen und flexibel bleiben – können wir immer noch bedeutende Einsparungen erzielen, ohne uns in den Wirren komplexer und oft ineffektiver Buchungsstrategien zu verlieren.

Gibt es Probleme bei Deinem nächsten Flug? Dann wende Dich an das Team von Passengers friend! Wir helfen Dir, Deine Fluggastrechte durchzusetzen.

Weiterführende Links

Die Studie:

https://academic.oup.com/qje/advance-article-abstract/doi/10.10/qje/qjad051/7284417?redirectedFrom=fulltext&login=false

https://www.welt.de/kmpkt/article243639003/Flug-buchen-Das-sind-die-teuersten-Flugtickets-der-Welt.html

https://www.nordbayern.de/region/wie-lange-dauert-ein-flug-um-den-globus-1.1372890